Einschlussfotografie
„Insights - Inside“
Fotomikrografie von Einschlüssen
in Edelsteinen
Gefördert vom Land NRW
Mein Projekt der Einschlussfotografie:
Innenansichten – Einsichten in das Innenleben edler Steine und Mineralien: „Insights – Inside“
Die Welt der Edelsteine und Mineralien ist voller Mysterien. Die in einem Edelstein enthaltenen Elemente und Einschlüsse sind erdgeschichtliche Zeitzeugen. Die charakteristischen Einschlussbilder innerhalb eines Kristalls ermöglichen es, die Edelsteinart zu bestimmen, deren Art der Entstehung nachzuvollziehen, eine eventuelle Behandlung zu entlarven und vieles mehr. Manche Einschlüsse können sogar Hinweise auf den geografischen Fundort ihrer Wirtskristalle geben. Anzahl und Art der Einschlüsse haben Einfluss auf den materiellen Wert eines Edelsteines.
1993 absolvierte ich meine Ausbildung zur Gemmologin an der Deutschen gemmologischen Gesellschaft in Idar-Oberstein (Rheinland-Pfalz). Die Gemmologie ist die Wissenschaft von den Edelsteinen. Seit meiner Ausbildung bin ich dem Zauber edler Steine verfallen.
Vor den wissenschaftlichen Aspekten der Gemmologie steht für mich die künstlerische Auseinandersetzung mit der ästhetischen und faszinierenden Schönheit der kristallinen Einschlussbilder und Strukturen im Fokus.
Mein Kunstprojekt „Insights – Inside“ hat das Ziel, denn Mikrokosmos der fantastischen Edelsteinwelten für alle Menschen sichtbar zu machen.
Mein Wissen als Gemmologin und meine technische Ausrüstung bilden die Basis für meine Fotomikrografien. Fotomikrografien sind Bilder, die durch eine Vergrößerungsoptik, z. B. ein Mikroskop aufgenommen werden.
Durchführung meines Projektes
Bei der Umsetzung von „Insights – Inside“ haben sich andere Menschen nur indirekt mit meinem Projekt beschäftigt. Mein Projekt behandelt einen Mikrokosmos. Das ist eine ruhige, mikroskopisch kleine Welt, in die nur ich via Mikroskop eintauchen kann.
Meine in den Fotomikrografien festgehaltenen Eindrücke der fantastischen Innenwelten edler Steine möchte ich durch die Bilder vielen Menschen zugänglich machen.
So erstelle ich meine Fotomikrografien:
Ich besitze ein trinokulares Mikroskop. Das ist ein Mikroskop mit drei Okularen, zwei für die menschlichen Augen und ein weiteres:
Meine digitale Vollformat-Kamera blickt anstelle eines menschlichen Auges durch ein separates drittes Okular am Mikroskop, durch den sogenannten „Fototubus“.
Am anderen Ende, entweder auf einem Objektträger, in einer Steinpinzette oder einer Halterung mit Vakuum-Technik sitzt mein Fotomodell: ein geschliffener Edelstein.
Spezielle Beleuchtung, besondere Filter, schwere Flüssigkeiten sind unter anderem Hilfsmittel, um die edlen Steine und Ihre Einschlüsse ingeniös zu inszenieren. Schwere Flüssigkeiten haben ein hohes spezifisches Gewicht und einen hohen, sogenannten „Lichtbrechungsindex“. Legt man einen Edelstein mit einem niedrigeren oder gleichen Lichtbrechungsindex wie diese Flüssigkeit in diese ein, so ist eine Beobachtung des Edelsteines nahezu ohne Reflexionen möglich. Man nennt diese Flüssigkeiten auch „Immersionsflüssigkeiten“.
Manche Einschlüsse sind nur in einer bestimmten Beleuchtungssituation zu erkennen. Diese versteckten Motive gilt es als Fotomikrografin zu entdecken und einzufangen.
Eine große Schwierigkeit ist es zusätzlich, die mit dem menschlichen Auge entdeckten Motive in den Bildfokus der Kamera zu rücken. Die zwei Okulare für die menschlichen Augen haben nämlich eine andere Vergrößerung und auch einen anderen Blickwinkel auf die Einschlussbilder. Ich muss also zunächst mit meinen Augen die Motive finden und diese dann mit der Kamera noch mal anders fokussieren. Außerdem gilt es, die geringe Tiefenschärfe der auf dem Mikroskop montierten Kamera auszutricksen.
Abstrakte Gebilde, geometrisch angeordnete kristalline Strukturen, amorphe Körper, fantastische Farben sind es unter anderem, die ich so finde.
Viele meiner Fotomikrografien haben teilweise die Wirkung abstrakter Gemälde.
Rutilseide in Rubin
Eines meiner Lieblingsbilder zeigt streng angeordnete Wachstumsstrukturen in einem roten Rubin: die feinen, geraden Linien wirken wie ein Gitter aus roten, sich kreuzenden Neonröhren, das vor einem dunklen Hintergrund schwebt. (Bildtitel: „Red lines in Ruby“)
Mexikanischer Feueropal
Besonders interessant ist das Innenleben einiger Opale. Ihr Innenleben offenbart Bilder, die Szenen aus Fantasy-Filmen entspringen könnten. Einer meiner besonderen Opale in dieser Reihe ist ein mexikanischer Feueropal mit Muttergestein, sogenannter „Matrix“, der ein wahres Schlachtgetümmel einer Fantasy-Welt im Farbrausch zeigt. (Bildtitel: „Battle of colours“)
Der Zeitraum für Insights – Inside
Erst im Mai dieses Jahres 2022 erhielt ich für mein Projekt „Insights – Inside“ eines der „Auf geht’s“-Stipendien des Landes NRW. Dieses Stipendium sollte mich als freischaffende Künstlerin dabei unterstützen, meine Arbeit trotz der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie fortzusetzen und mein künstlerisches Potenzial dabei wieder zu entfalten.
Dies ist auf jeden Fall gelungen, obwohl mir vom eigentlich 6-monatigen Projektzeitraum seit Januar 2022 nur noch die 2 Monate Mai und Juni Zeit blieben.
Direkt im Mai dieses Jahres begab ich mich auf die Suche nach Edelsteinen mit ausgefallenen Einschlussbildern.
Meinem Vorhaben kam zugute, dass ich sowohl im Mai als auch im Juni Fortbildungsseminare am Deutschen Gemmologischen Institut in Idar-Oberstein absolvierte. Idar-Oberstein ist das deutsche Zentrum für Edelsteine. Traditionell befinden sich dort immer noch sehr viele Edelsteinschleifereien und Edelsteinhändler*innen, die eine großes Angebot an Edelsteinen aller Art bieten. So war ich also direkt an der Quelle.
Das Stipendium ermöglichte es mir, eine erlesene Auswahl an „Fotomodellen“ anzuschaffen.
Ebenso erhielt ich durch das Stipendium die Möglichkeit, mir im Juni eine ganz besondere Lichtquelle für meine Arbeit anzuschaffen: eine Tungsten-Halogen-Lichtquelle. Diese schafft über einen speziellen Lichtleiter völlig neue, gezielte Beleuchtungssituationen. So gelingt es, auch im mikroskopischen Bereich die Bildmotive im Innern der Edelsteine auf eine großartige Bühne zu stellen.
Vielen Dank!
Stachelige Limonit-Bällchen in Bergkristall, blutrote korallenartige Hämatit-Strukturen, schwarz-silbrige Flitter in einem Skapolith-Katzenauge, hexagonale bunt schillernde Platelets in einem Rubin: um nur eine kleine Auswahl der Motive zu nennen.
In den 2 Monaten des mir zur Verfügung stehenden Projektzeitraumes untersuchte ich meine kristallinen Fotomodelle auf ihre Einschlussbilder und hielt meine Funde und Eindrücke fotografisch fest.
Ursprünglich hatte das Land NRW als Stipendien-Geber das finale Ende des Projektzeitraumes auf Ende Juni gesetzt. Ja, bis dahin ist eine große Anzahl von Fotomikrografien entstanden. Wunderbare Kunstwerke – geschaffen von der Natur. Dieses Ziel habe ich auf jeden Fall erreicht. Doch das kann und wird nicht das Ende meiner Passion für die Fotomikrografie sein. Die Edelsteinwelten bergen nahezu unerschöpfliche Motiv-Möglichkeiten.
Die limitierte Auflage eines jährlichen Kalenders mit Fotomikrografien von Edelsteinen geplant. Derzeit läuft die Motivauswahl für den Kalender 2023. Dieser wird auf Bestellung „on demand“ gedruckt werden.
Alle hier gezeigten Einschlussfotografien sind als Wandbild auf Aludibond in unterschiedlichen Größen erhältlich. Die entsprechenden Preise sind auf Anfrage erhältlich.
Ich bin dem Auf-geht’s-Künstlerstipendien-Team und dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW sehr dankbar, dass ich die Möglichkeit zur Durchführung meines Projektes „Insights – Inside“ erhalten habe.
Dank diese großartigen Unterstützung konnte ich mir einige besondere meiner edlen Fotomodelle und die wunderbare Tungsten-Lichtquelle leisten. Das Land NRW ermöglichte mir das Ausleben meiner künstlerischen Idee. Das „Auf geht’s“-Stipendium wirkt als Impulsgeber für neue Pläne.
Danke, für die vielen positiven Aspekte und Momente in den momentan doch eigentlich so schweren und düsteren Zeiten!